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Bahnstraße / auxmoney
Die Botanisiertrommel meines Sommerglücks
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Gestern spielte mir Facebook eine Erinnerung in die Timeline, die mir einen herben Schlag versetzt hat. Es ging um den 16.04.2017, dem Tag, an dem ich meine Mutter zum letzten Mal in den Arm genommen habe, an dem wir das letzte Mal von Angesicht zu Angesicht gesprochen haben. Unser letzter Besuch. Als wir das nächste Mal in den Norden gefahren sind, schlief sie schon ihren letzten Schlaf, wachte nicht mehr auf. Starb am 28.04.2017, spätabends. Wir hatten eine schwierige Beziehung, jahrelang keinen Kontakt, aber zum Schluß hatten wir es geschafft. Den Neuanfang hinbekommen. Wir haben beide die Vergangenheit losgelassen und wenn ich heute daran zurückdenke weiß ich das, was ich so viele Jahre angezweifelt habe: Sie hat mich lieb gehabt. Wollte nur das Beste. War auch ein Mensch, mit eigener Vergangenheit und eigenen Altlasten. Ich habe lange gebraucht, um zu dieser Einsicht zu gelangen, aber als es gelang, war es wunderschön wieder eine Mutter zu haben. Und dann kommt dieser Anruf am 08.02.2017, sie äussert einen Verdacht und ich weiß, dass sie es nicht schaffen wird. Brustkrebs. Offener Tumor. Sie ist aus Scham nicht zum Arzt gegangen. Ich habe sie inständig gebeten, das nachzuholen. Es folgte die OP, dann erst gute Nachrichten, dann schlechte, dann die Entscheidung gegen eine Chemo. Wir haben nicht viel Zeit gehabt um uns darauf einzulassen. Aber vielleicht sollte das alles so sein. Meine Mutter hat oft sehr schnelle Entscheidungen getroffen. Vielleicht hat diesmal das Leben die letzte Entscheidug ebenso schnell getroffen. Meine Mutter ist in ihrem Zuhause eingeschlafen, in ihrem Ehebett. Als ich am nächsten Morgen vor die Tür trat, strahlte mich die Sonne von einem blitzblauen Himmel an.
Es war als würde er mir sagen, es ist alles gut. Sie ist gut angekommen. Danach sind wir wieder nach Düsseldorf gefahren. Und noch am gleichen Abend habe ich meine Tattoo-Erweiterung mit Kajalstift auf den Arm gepinselt, damit sie einen Ehrenplatz bekommt, gleich unter meiner Haut. Das Herz ist ihr gewidmet. Die Knospen und Blüten stehen für das Leben an sich. Und ich versuch(t)e nicht zu bedauern, was nicht mehr ist, sondern das zu feiern, was gewesen war. Aber in Momenten, wenn alles wieder so plastisch vor einem steht, fällt das schwer und die Trauer überfällt einen wie ein Bär von hinten, der seine Pranken um dich legt und kräftig zudrückt, so dass die Tränen aus dir herausquellen und haltlos die Wangen hinunterstürzen. Es beginnt eine schwierige Zeit. Doch eines bleibt immer leicht: Ich liebe Dich! Anders kann man es nicht sagen: da hat irgendetwas die Zeit verschluckt, einfach so. Am Sonntag noch durch den Kölner Zoo geschlendert, im Frühlingsrausch, dann ab Montag wieder in der Bahnstraße aufgeschlagen. Und schon sitze ich hier, am Samstag Morgen und habe keine Ahnung, wo die Woche geblieben ist. Aber: ich habe mir eben etwas Fabelhaftes bestellt. Als Belohnung. Denn die Woche hatte es in sich. Privat Da gibt es zur Zeit nicht viel zu berichten, wir leben so vor uns hin, berichten gegenseitig, halten uns, geben uns den Freiraum den wir brauchen und das ganze im größtmöglichen Harmoniepool. Ja, zur Zeit gibt es keine Zickereien, keine Querelen, tatsächlich ist alles eitel Sonnenschein. Man könnte es fast schon langweilig nennen, wenn es nicht so schön wär. Denn ich muss ehrlich sein: ich genieße diese Ruhe. Die Gelassenheit und entspannte Atmosphäre. Wir sorgen dafür, dass wir etwas unternehmen - letztes Wochenende war es der Zoo, dieses Wochenende treffen wir Freunde. Wir stecken die Nasen aus unserem Bau, grad so, wie es uns gut tut und lassen uns nicht hetzen. Eigentlich ein schöner Ist-Zustand. Wollen wir mal nicht dran rühren. Bahnstraße / auxmoney Die ersten beiden Tage waren gespickt mit Sonderaufgaben, danach kamen Meetings und davor, danach und drumherum das Tagesgeschäft. Und hier tritt das große blaue Wesen auf, dass sich die Zeit ins Maul stopft und ständig "Zeeeeeit" schreit, "Zeit! Mehr Zeit! Lecker Zeit!". Und unter großem Stopfen und Grumpfen verschlingt es Tag für Tag, Stunde um Stunde, Minute für Minute, sekundengleich (so wie wir das mit Viktors Burritos am Donnerstag getan haben - Gott waren die lecker!). Ich will ehrlich sein - am Donnerstag gab es einen kurzen Moment, da bin ich mit diesem Tempo nicht mitgekommen. Mein Wunsch nach Produktivität kollidierte mit dem Zeitraffer und im Ergebnis gab es einen kurzen Moment der Überforderung. Aber meine Teamleitung war da, hat meine Nöte vernommen und mich an die Sonne geschickt. Und etwas später, nach einer kleinen Runde durch den Park und einer Ladung Burritos (jepp, sie waren wirklich yummi!) war ich wieder im Rennen. Und Freitag war ich tatsächlich zufrieden mit meinem Tagwerk. Was von der Woche also übrig blieb? Ganz einfach - ein satter blauer Rülpser. Na sowas? Da haben sich doch tatsächlich zwei Sekunden wieder zurück ins Tageslicht gekämpft.
tick tack Wieder ist eine Woche um. Und wenn ich mich am Montag noch fragte, wann denn wieder Freitag sei, sehe ich heute morgen zurück und schüttel recht ungläubig den Kopf. Zeitraffer. Anders kann ich es mir nicht erklären. Irgendjemand hat mich in ein Wurmloch gestopft und durh die Zeit gequetscht. Klingt vielleicht etwas grob, hat aber bis auf den Muskelkater fast nicht weh getan. Bitte wie? Aber eins nach dem anderen. Privat
Bahnstraße/auxmoney
Aber jetzt ist die Woche um, die freie Zeit beginnt und ich will sie in mein Buchprojekt stecken. Also flugs einen Kaffee gebraut und frisch ans Werk. Der Montag kommt noch früh genug. Die Weisheit des Tages Es futterte das Wasserschwein - Ein Ende fand das Hungrig sein. Das Wasserschwein ist rund und froh Ich, als Betrachter, ebenso. 29.März 2016 Köln
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AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
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