oder: Menschen untereinander in Zeiten von Corona Der Holde und ich waren gestern im Baumarkt. Und bei Ikea. Beides zum Teil gerechtfertigt
und zum Teil Luxus, alles zusammen aber ein Ausflug für meine Seele. Ganz brav im eigenen PKW, unter Umgehung der Öffentlichen. Meine Beobachtungen dabei: oh, überall Menschen. So schön "normal" heute. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist da aber die neue Normalität zu spüren. Alle auf Abstand, ein Großteil mit Masken, geduldiges Warten und der Ausweichmambo im Parcours durch den Ladeninnenraum. Was ich klasse fand? In beiden Läden wurden die Menschen nicht einfach so durchgewunken, sondern in durchgetakteten Gruppen. Stichwort: Personenvereinzelung. Finde ich gut, erinnert mich an den Job bei einer Sicherheitssfirma, den ich 8 Jahre lang ausgeübt habe. Bei Ikea fand ich es noch besser, dass sie die Tiefgarage unter dem Möbelhaus einfach mal dicht gemacht hatten. Auch so kann man die Menschenmengen eingrenzen. Was mich prüfte? Nun, da gab es dieses eine Ehepaar, dass viel Pflege durch die gelb blauen Servicemitarbeiter erfuhr. Erst bei der Bestellung und später an der Kasse. Und das immer einen Schritt schneller in der Schlange war als wir. In so einer Situation gedudig zu bleiben und sein eigenes Ego ("Ich will doch nur wissen, ob es meinen Stuhl hier gibt!" "Ich will doch nur eben bezahlen!") hinten anzustellen, war meine Aufgabe des Tages. Aber letztlich habe ich sie lösen können. Namaste. Aber als wir wieder zu Hause waren, uns an der Badinstallation, den Stühlen und den neuen Pflanzen freuten, dachte ich so bei mir: Okay, das war es jetzt erstmal wieder. Ich geh da nicht mehr raus. War schön, Menschen gesehen zu haben. War schön, nicht mit ihnen in näheren Kontakt geraten zu sein. Gut zu wissen, dass man nicht allein ist, aber mehr muss ich dann doch nicht haben. Das denke ich so über die Menschen als Wesen an sich. Anders ist es, wenn es um die Herzmenschen geht. Die Freunde, die Schwester, die Eltern - da wünsche ich mir schon, dass ich sie mal wieder sehen kann. In echt. Mit Umarmung und dem "Gottseidank, dass es dir gut geht!"-Gefühl. Meine Schwester hat am 15ten Geburtstag. Sie wohnt in Hamburg. Das würde für mich entweder Bahn- oder Busfahrt bedeuten, wenn ich es mir in den Kopf setzte, sie zu besuchen. Aber: ich bin Risikogruppe. Meine Schwester arbeitet zur Zeit wieder in der Altenpflege. Also mit einer Risikogruppe. Ich kann mir die Aktion also ganz schnell wieder aus dem Kopf schlagen, denn ich glaube, schlechter kann so eine Paarung nicht sein. Dann wird eben ein Päckchen gepackt und zur Post gebracht, c'est ca. Liebe, eingeboxt und frankiert. Das ist nicht das was ich mir wünsche. Aber so werde ich es machen. Denn ich bin überzeugt davon, dass die Aufforderung Stay at home immer noch die richtige ist. Klingt seltsam, mag man jetzt denken. Dabei tollt sie doch gerade jetzt durch die Einkaufsparadiese... aber eben auch nur, weil es notwendig war. Heute ist mir dann aufgegangen, warum ich mich wie verrück auf meine Pflanzen stürze. Und immer mehr nach Hause hole: Es geht hier um Nähe. Es sind Wesenheiten, um die du dich kümmern darfst (musst). Du kannst ihnen nahe sein, sie berühren, mit ihnen sprechen. Für gute Pflege bedanken sie sich mit frischem Grün und leuchtenden Farben. Mit Leben. Und das tut so gut. Und da heisst es dann auch: Anschauen ja. Anfassen auch.
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Ich bin heute aufgewacht und stellte beim Verfolgen der Nachrichten fest, dass mir der Virus gefühlsmässig so fern wie nie ist. Ich habe das Gefühl, dass ich ihn im Augenblick so verschlafe, wie mein Kater. Wenn ich zu Hause bin, topfe ich meine Pflanzen um, schneide mir die Haare - kurios, aber nach meinem Gusto, auch ohne Frisör. Ich habe inzwischen akzeptiert, dass es ausser meinem Holden niemanden gibt, dem ich wirklich nah sein kann und das, wo ich so ein Umarmungsmensch bin, der sozialen Kontakt eben gern mit Nähe unterstreicht.
Die angedeuteten Lockerungen sind mir herzlich egal, ich habe mich im Corona Umfeld eingenistet und denke gerade nach, ob ich den Frankreich-Urlaub gleich jetzt storniere oder doch erst Morgen. Es wird mehr gekocht im Hause Behrend, der Wocheneinkauf findet jetzt Montags statt Samstag statt. Ansonsten telefoniere ich regelmässig mit meiner Schwester, arbeite vor mich hin und gestalte meine Freizeit nicht nur mit Schreiben, sondern vor allem mit einem heißgeliebten, alten Game Schätzchen, das ich auf Steam wiederentdeckt habe: Caesar III. In Zeiten des Surrealen gibt mir das virtuelle Regieren eine Konstante der Planbarkeit und Kontrolle. Anders, als die Welt in der wir zur Zeit leben und die zur Zeit von etwas Unsichtbarem regiert wird. Was ist jetzt surreal ? Und was ist gewöhnlich? oder: |
AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
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