Der Ultimo 2019 ist mitten auf dem Weg Geschichte zu werden, die Zeit läuft der Datumsgrenze entgegen, bis ein Spektakel, egal ob gewollt oder ungewollt, dem Jahr den wohlverdienten Garaus machen wird.
Wir werden bei Oscar bleiben, Sicherheit und Würstchen vermitteln, eine Hand aufs Fell legen oder etwas klickern gegen den Streß, mal sehen, was er braucht. Und dabei werden wir Raclette essen und irgendwelchen Schwachfug im Fernsehen ansehen - oder doch einen guten Film? Oder Musik hören? Denn ja, in diesem alten, verbrauchten, abgenutzten und abgeliebten Jahr ist noch einmal frischer Wind durch meine digitale Musikbibliothek geweht, Weihnachten sei Dank. Lana del Reye von Ute, Jazz Pianos (Bill Laurence / Jacob Carlzon) vom Holden, Pink, Alice Merton und London Grammar von meiner Steffi - ich kann jetzt Musik hören, bis mir die Ohren abfallen. Und das ist schön, das ist gut und beschwingt mich. Und weil ich das Gefühl hatte, dass sich irgendetwas noch ändern muss, habe ich mir rechtzeitig vor dem heiligen Abend die Haare kaschmirrot gefärbt und rechtzeitig zum neuen Jahr einen neuen Duft zugelegt. Opium von Yves Saint Laurent. Der gleiche Duft, den meine Schwester trägt. Und vielleicht ist dies auch nur der äußere Ausdruck eines inneren Sehnens. Wenn ich jetzt in der Luft rumschnupper, ist sie mir ganz nah. Meine Steffi. Außerdem liebe ich das dunkle, samtige. Warme, weiche. Verführerische. Oscar musste sich erst daran gewöhnen. Aber inzwischen ist es ihm entweder egal oder er hat sich ebenso verliebt wie ich mich. Tja, und das Raclette? Auch das ist neu bei uns eingezogen, einer Sturzgeburt gleich kam es über mich, dass ich genau solch ein Gerät brauche, damit ich Silvester adäquat verbringen kann. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich damit der "Gemütlichkeit" ein Stück näher gekommen bin. Was mich zum einen Teil kalt, zum anderen mich wohlig einkuscheln lässt und mir drittens die nahende 46-Marke ins Gemüt hüpfen lässt. Liegt vielleicht daran, dass ich mit Fondue und Raclette aufgewachsen bin und das immer als leicht spießig empfunden habe. Wenn Muttern sich stundenlang mit den Vorbereitungen abgemüht hat und am Tisch dann aber sagte, dass das alles viel leichter sei als etwas zu kochen (wofür man stundenlang in der Küche stehen müsste) - das hat mir nie recht eingeleuchtet. Auch heute nicht. Aber trotzdem, ich will jetzt auch Raclette essen - ohne den Spezialkäse, der war schon ausgeräubert, aber mit der richtigen Hitze bekommt man ja jeden Käse schmelzend. Da sehe ich es locker. Hauptsache ein dekonstruiertes/denaturiertes Milchprodukt über einer Pellkartoffel, dann geht das schon. Eigentlich wollte ich einen schlauen, lustigen, beherzten Jahresrückblick schreiben. Aber ich glaube, das wird nichts mehr. Egal, dann gehe ich jetzt mit Musik auf den Ohren in die Küche, werde stundenlang das Essen vorbereiten und mich auf die Jahreswünsche konzentrieren. Die sind dann morgen dran. Bis dahin wünsche ich einen besinnlichen Ultimo, eine rauschende Nacht, viel Liebe und einen sicheren Sprung ins neue Jahr. Passt auf Euch auf und alles Gute. Kleeblatt. Schornsteinfeger. Glücksschwein! - und 2020, vergesst 2020 nicht!
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Zur Zeit denke ich zu oft nur allzu verquer. Ein wahrer Wildwuchs von Gedanken, so viele, dass sie gar nicht alle in meinen Schädel passen. Und dann - dazwischen - wieder absolute Ruhe. Aber nicht die schöne Ruhe, in der man wachsen kann, sondern eher die, als wenn man den Stecker gezogen hätte. Ich schreibe seit zwei Wochen nicht mehr. Bin zu müde, hab keine Ideen, weiß nicht wie es weitergehen soll. Und bin zu müde, das alles logisch zu hinterdenken, was ich da angefangen habe. Das ist schade, denn ich glaube schon, dass die ersten sieben Kapitel ganz gut sind. Mehr als die Hälfte des Buches ist geschafft und nun gebe ich auf? Nein. Ich versuche mir einzureden, dass es schon wieder los gehen wird, wenn mein Kopf dazu bereit ist. Und während dieser (Un)(Ruhe)-Zustände kämpfe ich mich durch ein Dickicht von Schuldgefühlen und Zweifeln und treibe in einem Wechselspiel aus Bangen und Hoffen. Bangen, dass sich der Zustand verschlechtert, Hoffen, dass ich diesen Grad der unbekümmerten Unbeschwertheit wieder erreiche, den ich noch Anfang des Jahres hatte. In solchen Zeiten hilft manchmal nur eine schöne Instituton. Zum Beispiel der Hochzeitstag, vor allem wenn es schon der 14. ist. Dieses Jahr habe ich nicht nur ein Kapitel des Romanprojektes meines Holden überreicht bekommen, sondern auch mein Alltime Favorite: Die Liste! Die gibt es nicht jedes Jahr, daher wird sie umso mehr geherzt und geliebt, wenn sie da ist. Die Liste heisst "10 Dinge, die ich an dir liebe" und sie hört nicht nach dem 10. Punkt auf, sondern erst nach dem Dreiklang 42),43) und 44) ... wobei es bei 42) heisst: Wieso ist die Seite denn schon wieder zuende?
Die letzten beiden Punkte sind nur dem Holden und mir gewidmet, die trage ich in meinem Herzen - ich bitte um Euer Verständnis. Dazu gab es noch eine Karte meiner liebsten Kartendruckerei (Turnowskis Art) und dem Wunsch, dass all die Vögelein für mich jubilieren mögen. Wenn man sich so geliebt fühlen darf, ist das schon ein großes Geschenk. Und in den Zeiten meines oben beschriebenen Gedanken-Dschungelkampfes ist der Holde mein Rückhalt, mein Ruhepol, das wärmende Feuer auf der Urwaldlichtung oder auch die Hängeschaukel, die mich sacht wiegt. Liebe ist Wärme, Wärme ist Licht und daher liebe ich so sehr mein diesjähriges, entstaubtes Weihnachtslicht-Tablett, auf dem noch immer die Weihnachtskugel mit unseren zwei Herzen im Zentrum steht. Die Kugel hält jetzt seit 14 Jahren und wird wohl auch weiter in vierzehn Jahre altem Heu gebettet liegen. Von guten Mächten wunderbar geborgen. |
AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
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