Zur Zeit bin ich ausbalanciert, weitesgehend stabil. Nur an einem Tag schlug der Zeiger ins Negative, aber auch nur, weil der Tag vorher so eine immense Überraschung in sich barg. Aber dazu später mehr.
Anfang der Woche konnte ich zwei Urlaubstage nehmen, das war ebenso schön wie spontan, hat mir aber die Möglichkeit gegeben, am ersten der beiden freien Tage meinen Mann zu feiern. Happy Birthday to you, mein Holder. Und am zweiten Tag einfach mal alle fünfe gerade sein zu lassen. Und einkaufen zu gehen. Ich bin noch nie in Vereinzelung in meinen Aldi gegangen. Ich kann es aber verstehen und finde es sinnvoll, genau wie die social distancing Maßnahme überhaupt. Ich halte mich daran, so wenig Ausflüge ins Freie wie möglich, keine Menschenansammlungen, und wenn ich mit meinem Holden durch den Park ziehe ist das schon ein Rave, Eine Zwei Mann Love Parade. Ich weiß, ich dürfte jeden Tag zu meinem Frischluftvergnügen raus, aber mir ist immer noch mulmig zu Mute, denn dieses Draußen wird beherrscht von einem unsichtbaren Feind. Und so war ich seit der Ansprache unserer Bundeskanzlerin nur zwei Mal abends im Park, weil die Abendsonne mich herausgelockt hatte. Aber die beiden Male, an denen wir unterwegs waren, haben unglaublich gut getan. Alles ist ruhiger, alle sind achtsamer. Das Leben scheint langsamer zu fließen und so habe ich mir gestern abend die Zeit genommen auf eine Gans zu warten, die vor mir den Parkweg überquert hat um zu ihren Gefährten (in Rudelbildung!) zu gelangen, bevor ich meinen Weg in aller Ruhe fortgesetzt habe. Und die Gans hat sich echt Zeit gelassen. Am Dienstag war der Zeiger im positiven Sektor auf Anschlag: ich habe erfahren, dass meine Geschichte für den DSFP, also den deutschen Science Fiction Preis, nominiert wurde. Auch jetzt, wo ich das mit ABstand schreibe, erfüllt mich eine große Dankbarkeit und Ehrfurcht und ich freue mich, dass die Geschichte gesehen und gelesen worden ist. So ein Hoch führt aber unweigerlich zu einem Tief, und das hatte sich prompt am Mittwoch eingestellt. Auf einmal war alles schlecht, ich fühlte mich schlapp und meine Temperatur war höher als sonst, wenn auch nicht im Bereich der offiziell erhöhten Temperatur, und die Angst war da, dass ich mich beim Einkaufen oder sonst wo angesteckt hätte. Irrational, aber ein Gespräch mit meiner Vorgesetzten hat geholfen, die mir sagte, dass solche Gedankenszenarien in diesen Zeiten normal seien und dass sie Verständnis dafür hatte. Ich sage es immer wieder: ich bin Fan von meinem Arbeitgeber. Meine Vorgesetzten sind immer ansprechbar und die größte Hürde, die einem im Weg zum Kontakt mit ihnen steht, ist die eigene Überwindung. Aber jedesmal, auch oder gerade wenn es nicht um fachliche Dinge geht, haben sie ein offenes Ohr, nehmen sie sich die Zeit und bekräftigen uns, nun, in diesem Fall mich, so dass ich beruhigt weitermachen kann. Shout out an alle! Donnerstag verging ruhig und gesittet, abends war ich da zweite Mal mit meinem Mann draussen und haben Bäume, Blüten und Vögel gesehen. Unter anderem diese Ente während eines Balanceaktes. Der Hunger treibt sie auf die Kante des Eimers, Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh' - da gründelt es was das Zeug hält. Und wir halten fest: sie fällt nicht! Nehmen wir uns ein Beispiel an ihr!
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Ich muss zugeben, dass ich nach der letzten Woche gestern nach Hause gekommen bin, voller Angst und verunsichert bis zum Haaransatz.
Als es mit Corona anfing dachte ich noch sehr entspannt "Ach komm, weniger schlimm als die Grippe, wird schon wieder. Und überleben kann man das ganze auch recht einfach." Ich hatte mir zu dem Zeitpunkt einen ganz normalen grippalen Infekt aus Unachtsamkeit aufgesackt und war zwei Wochen aus dem Verkehr gezogen. Seltsamerweise hatte ich in der Zeit keine Angst. Vielleicht habe ich die prophylaktisch ins Taschentuch geschneuzt, ich weiß auch nicht genau warum. Oder doch? Vielleicht, weil ich wusste, warum ich krank geworden bin. Karnevalskostüm zu dünn, Außentemperatur zu kalt, da kann das schon mal passieren. Das nennt man kontrolliertes Risiko oder auch nur persönliches Pech. Jetzt, wo ich wieder gesund bin, zur Arbeit gehe und in ständigem Austausch mit meinen Kollegen stehe, wo man sich der allgemeinen Diskussion um Corona nicht entziehen kann, ist die Angst gezüchtet worden. Und wenn ich es mir recht überlege, dann liegt das an einer gewissen Art von Kontrollverlust. Das Virus greift um sich, es agiert aus dem Geheimen heraus und treibt uns in die Isolation. Da man niemandem ansehen kann, ob er Träger des Virus ist, wird so quasi jeder zu Bedrohunng. Das Misstrauen wächst. Die Maßnahmen, die getroffen werden, begrüße ich, denn sie geben Sicherheit. Auf der anderen Seite bin ich noch nie mit so einem Szenario wie Quarantäne, etc. konfrontiert worden - und das macht mich unsicher, bzw gibt dem "Normalen" Leben einen Hauch von Surrealismus. Und was ich nicht kenne, macht mir Angst. Gestern ist dann alles, was so unkontrolliert in mir herangewachsen ist, ausgebrochen, hat sich einen bühnenreifen Auftritt inklusive Heulen und Zähneklappern verschafft. Mein Holder hat versucht, mit Fakten zu mir vorzudringen, allein das Angstgehirn hat sich dagegen gesträubt. Heute morgen sieht das ganze wieder anders aus. Ich bin wieder entspannter. Werde außer zum Einkaufen das Haus nicht verlassen. Werde stattdessen schreiben. Werde das Beste aus der Situation machen. Vielleicht mit meiner Schwester telefonieren. Es gibt ja noch das Telefon um den Kontakt zu halten. Und wenn ich wieder Angst bekommen sollte, dann lese ich diesen Artikel noch einmal, https://rp-online.de/nrw/panorama/coronavirus-interview-mit-angstforscher-die-sorge-dem-dem-virus_aid-49298323 in dem es um den Umgang mit der Angst und die vier Wochen-Regel geht. Das hat mir heute morgen schon sehr geholfen, mein angespanntes Gemüt wieder zu justieren. Ausbalancieren. Wieder auf Normalnull zu kommen. Und das Leben wieder ein wenig mehr zu lieben als noch gestern abend. Nachdem ich ja wieder back in reallife war, hat mich eine recht langwierige Erkältung seit dem Karnevalsfreitag, den ich mit Kollegen am Uerige verbracht habe, auf die Bettstatt niedergenagelt. Das war noch vor Corona, bzw gerade in den Anfängen, als es noch weit weit entfernt war.
In einer Zeit vor Hamster-Memes und Klopapiernotstand. Nun ist es da und ich bin wieder gesund - und wieder back in reallife. Bevor ich aber wieder zur Arbeit gegangen bin, haben der Holde und ich Lüttich besucht. Mamis Geburtstag jährte sich und da packt mich immer das Fernweh, da treibt es mich raus in die Welt, da ziehe ich los und sammle Eindrücke. Um sie Mami zu schenken. Liège hat tolles Bier, leckere Fleischbällchen, wunderbaren Café Liègois, prima Fische, einen gruseligen Lost Space und eine wunderschöne Cathedrale. Alles haben wir bei weitem nicht gesehen. Liège hat auch unglaublich häßliche Hochhäuser, dicht an dicht gepackt am Ufer der Maas. Aber Liège hat auch reizende Verkäufer und Servicefachkräfte die kaum englisch verstehen, die das Einanderverstehen dann aber doch recht leicht machen. Freundlichkeit ist Trumpf. Das war's - Bilder gibt's in den Galerien bei "Bildreich". Delektiert Euch daran! |
AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
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