Ich muss zugeben, dass ich nach der letzten Woche gestern nach Hause gekommen bin, voller Angst und verunsichert bis zum Haaransatz.
Als es mit Corona anfing dachte ich noch sehr entspannt "Ach komm, weniger schlimm als die Grippe, wird schon wieder. Und überleben kann man das ganze auch recht einfach." Ich hatte mir zu dem Zeitpunkt einen ganz normalen grippalen Infekt aus Unachtsamkeit aufgesackt und war zwei Wochen aus dem Verkehr gezogen. Seltsamerweise hatte ich in der Zeit keine Angst. Vielleicht habe ich die prophylaktisch ins Taschentuch geschneuzt, ich weiß auch nicht genau warum. Oder doch? Vielleicht, weil ich wusste, warum ich krank geworden bin. Karnevalskostüm zu dünn, Außentemperatur zu kalt, da kann das schon mal passieren. Das nennt man kontrolliertes Risiko oder auch nur persönliches Pech. Jetzt, wo ich wieder gesund bin, zur Arbeit gehe und in ständigem Austausch mit meinen Kollegen stehe, wo man sich der allgemeinen Diskussion um Corona nicht entziehen kann, ist die Angst gezüchtet worden. Und wenn ich es mir recht überlege, dann liegt das an einer gewissen Art von Kontrollverlust. Das Virus greift um sich, es agiert aus dem Geheimen heraus und treibt uns in die Isolation. Da man niemandem ansehen kann, ob er Träger des Virus ist, wird so quasi jeder zu Bedrohunng. Das Misstrauen wächst. Die Maßnahmen, die getroffen werden, begrüße ich, denn sie geben Sicherheit. Auf der anderen Seite bin ich noch nie mit so einem Szenario wie Quarantäne, etc. konfrontiert worden - und das macht mich unsicher, bzw gibt dem "Normalen" Leben einen Hauch von Surrealismus. Und was ich nicht kenne, macht mir Angst. Gestern ist dann alles, was so unkontrolliert in mir herangewachsen ist, ausgebrochen, hat sich einen bühnenreifen Auftritt inklusive Heulen und Zähneklappern verschafft. Mein Holder hat versucht, mit Fakten zu mir vorzudringen, allein das Angstgehirn hat sich dagegen gesträubt. Heute morgen sieht das ganze wieder anders aus. Ich bin wieder entspannter. Werde außer zum Einkaufen das Haus nicht verlassen. Werde stattdessen schreiben. Werde das Beste aus der Situation machen. Vielleicht mit meiner Schwester telefonieren. Es gibt ja noch das Telefon um den Kontakt zu halten. Und wenn ich wieder Angst bekommen sollte, dann lese ich diesen Artikel noch einmal, https://rp-online.de/nrw/panorama/coronavirus-interview-mit-angstforscher-die-sorge-dem-dem-virus_aid-49298323 in dem es um den Umgang mit der Angst und die vier Wochen-Regel geht. Das hat mir heute morgen schon sehr geholfen, mein angespanntes Gemüt wieder zu justieren. Ausbalancieren. Wieder auf Normalnull zu kommen. Und das Leben wieder ein wenig mehr zu lieben als noch gestern abend.
0 Comments
Leave a Reply. |
AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
Kategorien
Alle
|