Heute ist ein schwieriger Tag. Als ob nicht alle Tage schwierig wären zur Zeit, aber dieser hat es besonders in sich. Ich spüre den Kummer zentnerschwer auf der Brust liegen, er bewegt sich dort auch nicht fort. Dabei fing alles recht viel versprechend an. Die Dusche geschafft, die Haare geföhnt und ein ansehnliches Kleid übergeworfen. Von außen, auf den ersten, flüchtigen Blick, also alles hui.
Aber dann stürzte die Schwere auf mich nieder, presste mich in den Sessel, legte sich auf Brust und Magen und fing an, die Faust zusammenzupressen, in der ich gefangen war. Ich habe mich daran erinnert, dass jetzt, genau jetzt, der beste Moment wäre, meine Lorazepam einzuwerfen. Getan. Gewartet, dass sich die Wirkung entfaltet. Dann der Marsch durch das Tal der Tränen. Auf einmal waren sie um mich, die Geister all derjenigen, die mich so früh verlassen haben. Und immer wieder ging es um meine Mutter. Ich habe mich lange nicht mehr so hilflos gefühlt. Dann versiegten die Tränen und ich versteinerte wieder. Das Lorazepam wirkt jetzt. Ich bin wieder ruhiger, der Schmerz hat sich etwas gelichtet. Ich habe es geschafft, Musik anzustellen und zu schreiben. Ich versuche auf diese Weise etwas von dem Berg abzuarbeiten, unter dem ich begraben bin. Das Atmen fällt schwer, das Denken auch. Ich hangle mich jetzt an den Melodien entlang und versuche etwas Leichtigkeit zu erhaschen auf diese Weise. Es will nur nicht gelingen. Ich bin schon wieder im Tal der Tränen gelandet. Am besten ich schreibe den Tag endgültig ab. Ist egal.
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AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
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