Gibt es das? Den totalen Neuanfang? Den Resetknopf fürs Leben?
Ich glaube, ja. Und ich habe ihn gefunden, mitten in der Vorweihnachtszeit, als ich nicht damit gerechnet habe. Normalerweise bin ich ein loyaler Mensch. Ich bleibe lange an einem Ort, solange die Umstände entsprechend erträglich sind. Doch wenn man feststellt, dass die Umstände nicht mehr stimmen, dass sie krank machen, muss man irgendwann die Reißleine ziehen. Bei mir war es die Arbeitsform, die mein Verhältnis zum alten Job gekillt hat - ich bin eben doch kein Typ für work@home, ich brauche den Kontakt zu anderen Menschen, zu Kollegen. Ich brauche das Gefühl, zu einem Team dazuzugehören. Ich bin kein einsamer Satellit, der die Welt umkreist und nur beobachtet. Mittendrin statt nur daneben - ich hätte nicht gedacht, dass das mein Motto sei. Aber manchmal weiß man das nicht, wenn man sich auf etwas Neues einlässst - und das habe ich 2017 getan, recht blauäugig, ohne zu wissen, was mich wirklich erwartet. Die einzigen Seelen, die ich seitdem regelmäßig gesehen habe waren mein Holder und der Kater. Ansonsten die körperlosen Stimmen aus meinem Headset, mehr gab es an Kontakten nicht. Und das ist einfach zu wenig gewesen. Irgendwann kam der Punkt, da ich das Gefühl für die Firma verlor. Es gab einen Knacks, ein Reißen, einen leisen Knall, ganz unspektakulär, aber deutlich spürbar. Das war die Loyalität, die aufbrach. Ein bisschen habe ich es noch weitergetrieben, aber ich merkte einfach, dass der alte Job nicht mehr länger eine Option war. Und so machte ich mich auf die Suche. Verzweifelt? Vielleicht, ein wenig. Wollte ich mich zunächst im Filialverkauf bewerben, weil ich dachte, dass wäre eine überschaubare Aufgabe, so hat mir ein Tag Freundschaftshilfe die Augen über meinen körperlichen Zustand geöffnet. Wir haben die Küche unserer Freundin gestrichen und ich war hinterher fix und alle. Was mich meine Stellensuche wieder auf Kundenservice erweitern ließ. Und da passierte es - ich fand die Ausschreibung meines neuen Arbeitgebers, entflammte auf der Stelle für die Idee, das Geschäft, und ja - für die Umstände. Geregeltere Arbeitszeiten, freie Wochenenden, nur drei Haltestellen mit der Straßenbahn, besseres Gehalt, viele weitere Benefits - und vor allem: Menschen! Am 13. November habe ich die Online-Bewerbung abgeschickt, einen Monat später habe ich die Arbeitsveträge unterschrieben. Und fünf Tage später habe ich die Kollegen auf der Weihnachtsfeier kennengelernt. Was für eine Parforcejagd! Nun werde ich also am 2. Januar aufbrechen, werde eine neue Firma, ein neues Arbeitsgebiet und neue Aufgaben kennen lernen. Ich hoffe, ich kann wieder aufblühen. Bislang fühlt sich alles gut an, die neue Rasselbande hat mich zum Glühweintrinken eingeladen, alle haben mir unisono berichtet, dass ich keine Angst haben soll, dass ich mir keine Sorgen machen muß, dass alle zusammenstehen und füreinander da sind. Und man hat mir auf den Kopf zugesagt, dass ich das Ganze meistern kann. Jetzt muss ich mich nur noch selber davon überzeugen und wieder Zuvertrauen und Selbstbewusstsein in mir und in mich erwecken, dann wird das ein gutes neues Jahr. Schicksal, ich danke dir sagt Mme Augenfisch
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AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
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