Ich dachte immer, ich würde in mir ruhen. Ich wäre mir selber genug, ich bräuchte keine anderen Menschen um mich herum. Von wegen...
Gerade habe ich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder meditiert. Ich habe das nie wirklich ernsthaft und über längere Zeit gemacht, war zu ungeduldig dafür. Aber da es mir derzeit nicht ganz so gut geht, gerade heute alles wieder mehr schlecht als recht ist, wollte ich dem Ganzen doch noch eine Chance geben. Gestern habe ich durch Zufall eine CD gesehen und gekauft, die "Meditation und Achtsamkeit" heisst, heute gerippt, und dann: Augen zu und durch. Die erste Einheit, die "Achtsamkeit", dauerte etwas über 10 Minuten und ich habe gemerkt, wie es mir schwer fiel, mir diese Zeit zu gönnen. Dabei habe ich keine Termine, bin nicht in irgendeinem Zeitdruck gefangen. Hat letztlich doch geklappt. Am Ende saß ich da und weinte, denn mir war während dieser kurzen Sitzung klar geworden, dass ich auf der Flucht bin. Vor mir selbst. Von wegen... Dabei bin ich ein einziges Zerrbild - auf der einen Seite lasse ich den Fernseher stundenlang vor sich hin brabbeln, weil ich die Stille nicht ertragen kann. Dann widerum ist mir jedes Wort zu viel und ich schalte ab, höre keine Musik, rede mit niemandem, kann Sprache nicht mehr ertragen. Das Schreiben - ein Teil von mir möchte die ganze Zeit schreiben, leidet unter den Momenten und Zeiträumen, in denen mir die Worte fehlen. Ein anderer Teil ist froh darum, endlich etwas anderes zu sehen als den Laptop. Tja, vor allem, wenn ich zeichnen will. Und auch da wird aus kleinen Skizzen der Ablenkung ganz schnell wieder das große Projekt. Die Automatisierung der Zeichnung an sich. Von wegen Entspannung... Alles muss Sinn ergeben. Alles muss was Einbringen - Zustimmung, Begeisterung, Wohlgefallen. Aber dabei gehe ich mir selbst verlustig. Ich befinde mich auf einer Jagd und gleichzeitig auf einer Flucht. Ich bin getrieben. Meine Schwester sagte mir vor kurzem, dass ich immer irgendetwas machen müsste. Das sei halt ich. Aber da ist immer das Gefühl, ich genüge nicht. Das was ich mache, genüge nicht. Meine Anstrengungen führen ins Leere. Und darum ist es sinnlos, was ich mache. Und damit werde ich überflüssig. Von wegen wertvoll... Mein Mann sagt immer, ich solle nur machen, was mir Freude bereitet. Mein Mann sagt, die Menschen mögen mich, weil ich so bin wie ich bin. Insgeheim zweifle ich das immer wieder an, das ist abhängig von meiner Verfassung. Mir ist, als ob ich mit all meiner Kreativität nur verdecken will, dass ich im Grunde genommen eine hohle, taube Nuss bin. Ich versuche das krampfhaft vor der Aussenwelt zu verstecken. Warum ich es jetzt hier niederschreibe? Weil ich mit dem Versteckspielen Schluß machen will? Weil es mir langsam egal wird, was die Menschen von mir halten oder über mich denken? Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, jetzt ist die Zeit für mein Bedarfsmedikament gekommen. Und eine Auszeit auf dem Balkon, bei meinen Blumenkindern. Ach ja, eines noch: Aufgeben? Von wegen...
1 Comment
Marga Behrend
5/5/2020 05:47:35 am
Liebe Gabi, da kann ich dem Arno nur zustimmen. So viele Menschen lieben Dich, weil Du so bist, wie Du bist. Man kann sich selbst doch nicht einfach austauschen und das hast Du auch gar nicht nötig. Mein Herz gehört Dir, das weißt Du. Alles Liebe!
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AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
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