Ich bin zur Zeit so zerrissen wie lange nicht mehr. Jedes Muss setzt mich unter Druck, gleichzeitig kann ich das Nichtstun nicht ertragen. Also stelle ich mich in die Küche und backe Brot - weil ich das noch nicht oft gemacht habe und mich ausprobieren will. Oder Kuchen, aus den gleichen Gründen. Das tägliche Kochen hingegen ist wie ein Mühlstein, der um meinen Hals hängt.
Ich kann das Fernsehprogramm nicht wirklich mit Freude genießen, aber die Stille ist viel schlimmer zu ertragen. Ich will machen, kann es aber nicht und dann kommt der Moment, an dem ich der Welt den Rücken zudrehe, mich ins Bett oder auf die Couch verfüge und die Augen zu mache, in der Hoffnung, dass alles wieder besser wird, wenn ich sie wieder öffne. Hin und her heißt, in der Mitte stecken zu bleiben, in einem Pfuhl aus Matsch und Dreck und zähem Boden. Ich schreibe diesen Text an meinem neuen Rechner, der über einen ebenfalls neuen Monitor sein Können in die Welt strahlt. Der Monitor ist gerade eben geliefert worden. Eigentlich sollte ich glücklich sein, endlich sitze ich nicht mehr auf dem Boden vor dem Fernseher, der als Ersatzmonitor gedient hatte, sondern auf meinem Schreibtischstuhl, der meinem verlängerten Rücken so gut tut. Diese Erleichterung ist tatsächlich seidengleich zu spüren. Ansonsten aber ist da keine besondere Freude. Verdammt, ich kann mich kaum noch freuen. Ich nehme die Dinge hin, ob sie geschehen oder nicht, es scheint egal zu sein. Das macht mich aber traurig, denn ich denke dann, dass ich undankbar bin für das Leben, das ich habe. Denn das ist gut. Mein Denken ist zerfasert oder statisch, ich komm gerade nicht mehr mit. Entweder zu schnell, zu sprunghaft oder viel zu langsam. Und Witze finde ich nicht mehr komisch. Denn mir fehlt zu mindestens jetzt die Leichtigkeit über diese Possen zu lachen. Ich suche den tieferen Sinn dahinter, finde ihn nicht und bin enttäuscht. Es wird wieder besser werden. Es ist bislang immer besser geworden. Ich will aufhören mit dem Jammern. Das macht mich nur noch aggressiver mir selbst gegenüber. Ich will wieder an die Sonne denken. Vielleicht gehe ich jetzt nochmal raus...
0 Comments
Leave a Reply. |
AutorMme Augenfisch, Jahrgang 74, lebt und liebt sowohl Mann als auch den Salonlöwen in Düsseldorf. Archiv
Dezember 2023
Kategorien
Alle
|